“Scrum definiert sich innerhalb der agilen Softwareentwicklung als Vorgehensweise für ein Projekt durch eine schrittweise Planung. Diese dient der Aufspaltung der Komplexität, da eine Planung im Voraus sich als problematisch herausstellt.” [1]
Scrum Master brauchen keinen bestimmten technischen Hintergrund. Sie können aus den verschiedensten Bereichen kommen. So viel zu der groben Vorstellung dessen, was Scrum genau ist und wie es sich definiert. Um aber mehr über die Arbeitsweise mit und durch Scrum kennenzulernen, hatten wir die Möglichkeit, drei unserer zertifizierten Mitarbeiter hierzu genauer zu befragen. Die Dauer der Tätigkeit als Scrum Master sowie auch der individuelle, berufliche Hintergrund fließen hier maßgeblich in die jeweilige Geschichte mit ein. Um diese besser zu verstehen hier eine kurze Vorstellung unserer Interviewpartner:
Diana
Diana ist mit fünf Jahren am längsten bei uns als Scrum Masterin tätig und konnte somit bisher auch am meisten Erfahrung sammeln. Als Freelancerin ist sie seit vier Jahren erfolgreich für die techmatrix am Start.
Peter
Seit drei Jahren ist Peter fester Bestandteil der techmatrix Familie und seit mehr als zwei Jahren als Scrum Master aktiv.
Manuela
Manuela arbeitet seit Anfang des Jahres für techmatrix als Scrum Masterin und war zuvor als Projektleiterin tätig.
Unsere Erfahrungen
Wie definiert ihr die Aufgaben eines Scrum Master?
Die Aufgaben eines Scrum Master sind dafür zu sorgen, dass die Scrumregeln eingehalten werden. D.h., dass die Sprints sauber erledigt werden können und keine Seiteneinflüsse das Team am Arbeiten hindert. Leider ist dies oftmals gar nicht so leicht. Falls Probleme auftreten, helfen Scrum Master diese zu beseitigen und nehmen die Position als Vermittler an. Hier wird viel mit den Scrum Mastern der anderen Teams kommuniziert. Auf der Seite des Auftraggebers ist es wichtig als Scrum Master auch einen gewissen Druck auszuüben, damit das Projekt weiterlaufen kann und nicht zu lange stehen bleibt, z.B. bei Abhängigkeiten der unterschiedlichen Teams in einem Projekt. Die Betreuung des Entwickler-Teams ist natürlich sehr wichtig. Der Sinn dahinter ist, dass das Team produktiv und effektiv arbeiten kann und dabei unterstützt werden soll die Schwächen im Team zu erkennen und die Gesamtleistung zu verbessern. Hindernisse müssen aus dem Weg geräumt werden und dazu gehört, die Kommunikation zu fördern, genauso wie zu erkennen, wenn sich jemand nicht wohlfühlt. Natürlich muss man auch für das Projekt den Überblick behalten und dafür sorgen, dass Themen immer wieder angesprochen werden und nicht unter den Tisch fallen.
Was ist besonders an der Position als Scrum Master und welche Vorteile bietet Scrum?
Wesentlich an der Scrum Master Tätigkeit ist die Kommunikation und die Möglichkeit auf Richtungswechsel zu reagieren. Die Kommunikation erfolgt mit vielen verschiedenen Leuten und es kommen täglich neue Herausforderungen auf einen zu. Scrum ist agil und daher ist es wichtig, schnell zu reagieren und sich neuen Situationen anzupassen. Positiv ist, dass die Teams mit 5-6 Leuten nicht zu groß sind. Für einen Scrum Master sind Fähigkeiten wie Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen aber auch Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis, die man mit zunehmender Erfahrung gewinnt, bedeutend. Gut an der agilen Arbeitsweise ist, dass der Anfang zwar vorgegeben ist, aber die Entwickler und auch die Kunden ihre Visionen und Anpassungen über den gesamten Entstehungsprozess mit einbringen können. Daraus entwickeln sich kürzere Entscheidungswege und eine kürzere Entwicklungszeit des Produktes und das ist natürlich entscheidend für den Erfolg. Die Entwickler werden nicht einfach als “Maschine” gesehen, sondern stehen als Person im Vordergrund. Sich aus den technischen Themen und der Prioritätensetzung der einzelnen Schritte zur Umsetzung herauszuhalten, ist ein weiterer, besonderer Aspekt der agilen Entwicklung. Diese Tätigkeiten gehören zu den Aufgaben des Product Owners.
Was sind eurer Meinung nach die Grenzen und Nachteile von Scrum?
Auf jeden Fall gibt es für Scrum eine Grenze innerhalb eines Projektes, wenn Leute dabei sind, die nichts von dieser agilen Arbeitsweise halten. Scrum erfordert definitiv ein miteinander aller Beteiligten ohne Ausnahmen. Beispielsweise kann man einzelne Entwickler noch gut von Scrum überzeugen, beim Product Owner (PO) wird es dann schon ein bisschen schwieriger, wenn dort kein Wille für die Arbeitsweise zu erkennen ist. Scrum selbst hat nach oben keine Grenze, aber man kann sagen, dass es ab einer bestimmten Teamgröße oder -anzahl unübersichtlich werden kann. Natürlich ist das auch wieder abhängig von den Teammitgliedern bzw. dem Kunden und kann so nicht pauschalisiert werden. Wird das Team zu groß, steigt der Zeitaufwand für die Koordination und der Teamgedanke muss zwangsläufig in den Hintergrund treten. Dadurch kann sich die Effizienz des Entwicklungsprozesses verringern. Auch wenn mehrere Teams parallel koordiniert werden, kann es schnell zu Schwierigkeiten kommen. Bei größeren Teams wäre evtl. eine Art Hybrid aus Wasserfall und agiler Projektarbeit denkbar. Die zwei Wochen Planungsphase innerhalb Scrum kann man als Vorteil aber auch gleichzeitig als Nachteil sehen. Da eben nur zwei Wochen geplant werden, kann man nicht wie bei einer Meilensteinplanung einen genauen Plan mit definierten Zeitangaben erstellen. Auch ist der Zeitaufwand für organisatorische Dinge größer. Jedes Team hat abgesehen von den Entwicklern ein Minimum von zwei Personen, die das Team organisieren und nach außen vertreten.
Wie würdet ihr das Verhältnis zwischen Scrum Master, Product Owner und den Entwicklern beschreiben?
Als Scrum Master stehst du vor und hinter deinem Team, um die Entwickler vor Seiteneinflüssen zu schützen. Der Scrum Master vermittelt dem Team die Idee von Scrum, dabei sind innerhalb des Teams aber alle gleich gestellt und es gibt keine hierarchische Struktur. Der PO gibt die Produkteigenschaften vor und der Scrum Master ist derjenige der mit den Entwicklern agiert und zwischen den Parteien vermittelt.
Wie hat sich eure Arbeitsweise als Scrum Master entwickelt?
Zuerst war es schon eine große Umstellung, weil einfach alles viel schneller abläuft als bei einer normalen Meilensteinplanung. Am Anfang war die Betreuung eines Teams auslastend und die Einhaltung von Terminen wichtig. Nach einiger Zeit hat man keine Probleme die ToDo-Listen abzuarbeiten und auch mehrere Teams zu betreuen. Mit der Zeit steigt das Vertrauen in die eigene Person und die Erfahrung – man wächst halt mit den Aufgaben. Man lernt auch innerhalb der agilen Vorgehensweise im Miteinander agil und flexibel zu bleiben.
Was bedeutet agiles Arbeiten für euch und wie vermittelt ihr dies dem Team?
Agiles Arbeiten definiert sich durch ein vernünftiges Miteinander und viele verschiedene Facetten und Richtungen. Man trennt sich von einer hierarchischen Denkweise und ist damit persönlich und gedanklich agil. Agiles Arbeiten bedeutet große Flexibilität, da sich die Tagesplanung mit hoher Wahrscheinlichkeit ändert und man richtig und schnell reagieren sollte. Auch gibt es sehr viele Außeneinflüsse auf die eingegangen werden muss und die man nicht außer Acht lassen darf. Ein Scrum Master bringt seinem Team die Vorteile vom Arbeiten mit Scrum näher, damit das ganze Team zusammenhält. Der Mensch mit seinen Ideen steht absolut im Vordergrund genauso wie die offene Kommunikation untereinander. Kommunizieren mit den Entwicklern und allen anderen Beteiligten ist das A & O für einen reibungslosen Ablauf. Auch vermittelt der Scrum Master dadurch jedem das Gefühl, dass man bei neuen Ideen, Problemen und Herausforderungen auf ihn zukommen kann.